Künstler / artists
Texte von Alina Heinze
Johannes Albers
Das kriegerische Fabelwesen wankt durch ein nächtliches
Schneetreiben. Eine Straßenlaterne beleuchtet
die Szenerie. Sie ist winzig im Vergleich zum Ungeheuer.
Diesen surrealen Moment hat Johannes Albers eingefangen,
präsentiert in einem Glaskasten. Ungeheuerlich,
und nur eine von Albers fantastischen Installationen.

Aldo Cristofaro
Tempo! Musik! Acryl! Die Umrisse
bestimmen das Geschehen, die Farben verleihen ihm die
Aura. Alles ist eins und doch heben sich die einzelnen
Konturen stark. Das Abstrakte wird figürlich. Das
Wesen ist erfasst. Wir schließen mit einem Wort:
Cézanne? Bravo!

Robert Wilson
Robert ist ein Multitalent. Er ist
Maler, Regisseur, Bühnenbildner, Architekt, Theaterautor
- kurz: Mr. Wilson ist Künstler. Betrachtet man
seine Arbeiten, schießt augenblicklich ein Meer
an Assoziationen aus dem Unterbewussten ans Licht. Robert
ist ein Meister des Zitats, der Inszenierung, der klaren
und doch leicht lieblichen Linie.

Jorinde Voigt
Dem Himmel so nah! Jorinde studiert
die Wege der Natur. Sie zeichnet die Wege der Winde
nach, Schwarz auf Weiß, mit feinem Strich, ergeben
sich unglaubliche Gebilde. Federleichte Linien fliegen
durch den Raum. Jorindes Arbeit ist einzigartig dynamisch.

Philip Grözinger
Naiv anmutende Gestalten in einer
bedrückenden Umgebung. Doch die ach so naiven Wesen
sind bei näherer Betrachtung mehr als nur Teil
eines düsteren Szenarios. Auch sie sind, entgegen
ihrer Farb- und Formgebung, verstörende Figuren,
die das Dunkel ihrer Umgebung lediglich auf andere Weise
widergeben. Eines der Bilder von Philip trägt den
Titel DIE INFORMATION, DIE DA DRINNEN STECKT, IST GROSSARTIG.
Wie wahr!
Carsten Fock
Watch out for Carsten Fock! Prägnant?
Ja! Einheitlich? Nein! Carsten Fock: Die Vielfalt bestimmt
sein Werk. Mal stehen die Farben im Vordergrund, mal
der Raum, mal die Leinwand, mal die Typografie.

Gregor Hildebrandt
Bandsalat. Kassetten- oder Videobänder - beide
sind Teil von Gregor Hildebrandts Arbeiten. Sie sind
die Basis seines Werks. Da wäre zum Beispiel ein
Teppich oder viel eher ein Meer aus Kassetten, angeordnet
wie ein Stabparkett oder auch Hildebrandts Leinwandarbeiten
und Photos mit Videotape - schwarzweiß, abstrakt,
fesselnd. Von niemandem will man mehr ein Mixtape als
von Gregor. Denn seine sind die besten.

Daniel Richter
Daniel Richter Superstar! Farben,
Figuren, Verstörung. Bleib stehen oder besser,
renn mit und guck!

Ulrich Hakel
Ulrich Hakels Kunst erstreckt sich
über ein weites Feld, räumlich und inhaltlich.
Er gestaltet Wände, schafft gigantische Rauminstallationen.
Er arbeitet mit verschiedensten Materialien, wie Holz,
Karton, Plastik oder auch Stein, um nur einige zu nennen.
Seine Arbeiten sind bestechend präsent.

Alicia Kwade
Alicjas Kunst zu beschreiben
ist schwierig und das gefällt. Will man sie grob
umreißen, kann man von Objektkunst sprechen. Zu
sagen, dass Alicja ein großes, großes Talent
ist, hilft nicht weiter, stimmt aber. Ach ja, und kleine
Kohle für Rekorde kann man immer brauchen.

Ali Kepenek
Ali Kepenek! Rock 'n' Roll! Ali
macht Photos und Installationen. Seine Bilder sind unmittelbar,
seine Porträts geradezu ungeheuerlich. Ali Kepenek
fängt Personen oder auch Gegenstände regelrecht
ein und lässt sie aus seinen Bildern herausleuchten.
Wie er das macht? Keine Ahnung. Das ist seine Kunst.

Axel Geis
Axels Bilder scheinen aus einer
anderen Epoche zu stammen - so wirkt es auf den ersten
Blick. Doch sieht man länger hin, stellt man fest,
dass die Malerei anders ist. Die Figuren bestimmen die
Leinwand, manchmal scheinen sie nicht ganz fertig gemalt
zu sein, was täuscht. Sie sind vollendet. Die Komposition
ist perfekt.

Marc Brandenburg
Marc ist ein Berliner, aber ein
gereister, was selten ist. Sein Werkzeug ist der Bleistift,
mit dem er eine Welt erschafft, die sich in Photonegativen
abzuspielen scheint. An diesen Grundfesten hält
er fest und schafft dennoch Werke, die unterschiedlicher
kaum sein könnten. Mal scheint das Grafit leicht
und fließend, mal ist es klar und kalt.

Monica Bonvicini
Kunst ist Fetisch. Monica
Bonvicinis Installationen aus Spiegeln, Ketten und Leder
sind verstörend schön. Ein Zusammenspiel aus
Ästhetik, ein Kontrast der Materialien, ein Gedankenspiel
von Assoziationen. Letitloose: Desire!

Damien Hirst
What to say? Damien, Damien Hirst.
Pharmacy; der Hai in Formaldehyd; der Schädel,
dieser unglaublich teure Schädel. Aber Moment,
da ist mehr: nämlich ein Werk von beeindruckender
Facette, ein Künstler, der nicht stehenbleibt,
sondern weiterzieht. Was kommt als nächstes? Man
darf gespannt sein!

Oda Jaune
Odas Bilder leuchten. Komm näher
und sieh mich an! Sie wirken magisch, was nicht mit
Kitsch zu verwechseln ist. Da ist dieses Bild einer
Frau, die Geldscheine zählt, zu sehen ist nur ihr
Unterleib, ihre rot lackierten Fingernägel, ihre
Scham. Die Situation, die das Bild anspricht ist so
präsent, so fühlbar. Das Bild und seine Aussage
sind eins. Odas Bilder erzählen Geschichten: verbrenn
Dir nicht die Finger!

Angela Bulloch
Angela Bulloch lässt Licht
sprechen. Sie schafft Atmosphären mit Hilfe von
Leuchtkästen, Videos und Sound. Eine ihrer Installationen
ist im Paul-Löbe-Haus zu sehen: Seatsof Power -
SpheresofInfluence. Bulloch hat hier Licht, Farbe und
Raum auf beeindruckende Weise miteinander in Einklang
gebracht. Zum einen ist die Installation aktiv beeinflussbar,
durch das Einnehmen einer der Plätze auf einer
dazugehörigen Sitzbank, zum anderen agiert die
Installation auch autonom, sitzt niemand auf den Bänken
- ein Gleichnis des politischen Gefüges.

Michael Samuels
Michael Samuels schafft Skulpturen
aus Holz, Licht und Plexiglas. Mit farbigen LEDs beleuchtete
Boxen fügt er möbelartig anmutend zu einer
Skulptur zusammen. Das Licht verleiht dem eigentlich
starren Objekt Dynamik und unterstreicht das Chaos,
in dem die einzelnen Holzkästen zusammengefügt
wurden.

Sarah Lucas
Sarahs Werk ist provokant. Es ist
aufmüpfig. Sarahs Kunst fordert der Betrachter
heraus, ob er es möchte oder nicht, ob er einen
Zugang zu ihrer Kunst findet oder nicht. Ihre Kunst
ist da, sie brennt sich ein. Was will sie ausdrücken?
Was ruft ihre Kunst in Dir hervor? Hier wird es spannend.

Douglas Gordon
Schau mir in die Augen, Kleines!
Douglas präsentiert Photographien, manchmal Abbildungen
bekannter Gesichter. Die Aufnahmen bearbeitete er, vorzugsweise
die Augen: Er schneidet sie aus. Was Dich anblickt ist
bekannt und dennoch hohl und leer: Blind Stars. Überhaupt
interessiert sich Gordon für das Wesen des Menschen
und wie es wirkt, wie es in der Gesellschaft präsentiert
wird, welche Macht das Bild hat. Eine Prise Voodoo darf
bei all dem übrigens nicht fehlen.

Matt Collishaw
Es gibt da dieses eine sehr bekannte
Kunstwerk von Mat, das seine Arbeit recht gut umreißt.
Es heißt Bullet Hole und zeigt, präsentiert
in 15 Leuchtkästen, eine Einschusswunde. Die aufgerissene,
blutrote Haut ist umgeben von Haaren. Es klingt unschön,
aber dennoch strahlt diese Photoarbeit eine verblüffende
und makabre Schönheit aus - lasst sie brennen,
die Rosen!

Tobias Rehberger
Tobias Rehberger ist Bildhauer.
Er erschafft Räume, gibt ihnen Struktur, Farbe
und Licht. Tobias Installationen bestechen durch ihre
Lichtwirkung, ihre klare Linienführung und Farbe,
die alles strukturieren und doch Verwirrung schaffen.

Jonathan Meese
Konichiwa, Jonathan Meese! Geboren
in Tokio, arbeitet vorwiegend in Berlin. Jonathan ist
ein Künstler, der über seine Bilder hinaus
unterhalten kann. Er ist ein Performer. An ihm soll
und kann man nicht vorbeigehen.

Paul Hance
Moderne Heilige. Paul Hance inszenierte
in seiner Photo-Serie One Love Berliner Prominente als
Helden der Neuzeit. Schwarzweiß, zurückgenommen,
anmutend, einnehmend - wie auch diese Arbeit. Amen!

Olivia Berckemeyer
Olivia schafft Skulpturen. Zum Beispiel
die Apokalyptischen Reiter, die sie aus Wachs geschaffen
hat. Die Furcht, der Tod, der Hunger, die Gerechtigkeit,
sie reiten dem Betrachter furchteinflößend
entgegen. Die Figuren sind perfekt modelliert und scheinen
sich doch aufzulösen. Wachsfäden hängen
von der Reitern herab. Sie verleihen ihnen eine Dynamik,
die nicht in Worte zu fassen ist, sondern gesehen werden
muss.

Tokarski
Typographie, Werbewelt, Slogans.
Tokarski mischt die Karten neu, spielt mit Wiedererkennung.
Das vertraute Gefüge im Kopf muss abermals geordnet
werden. Immer wieder erstaunlich. Die Interaktion zwischen
Betrachter und Künstler ist perfekt.

Nicolai Makarov
Zwiegespräche: Nikolai Makarov
trifft auf Velázquez, Rothko, Rembrandt, Da Vinci,
Caspar David Friedrich, Tizian, Goya, Bacon, Caravaggio
und Kippenberger. Meisterhaft inszenierte Begegnungen
mit den Meistern der Vergangenheit. Es ist ein geisterhaft
entrücktes Palavern auf meisterlichem Niveau.

Bernd Koberling
Bernd Koberling kann kochen - Essen
und mit Farbe. Die Leidenschaft des gelernten Kochs
sind die Landschaften Islands. Seine abstrakten Naturbilder
lassen im beengten Städter Fernweh aufkeimen -
zu sehen ist nicht nur eine einmalige Natur, sondern
auch das Gefühl, das sich ausbreitet, steht man
inmitten von ihr. Bernd Koberling versteht genau dies
auf meisterliche Art und Weise in seinen Bilder einzufangen.

Gerold Miller
Millers Objekt- und Installationskunst
bewegt sich zwischen den Künsten: zurückgenommener
Minimalismus wird in Architektur, Malerei und Skulptur
dargestellt. Groß- und kleinflächige Rahmen
strukturieren einen Raum oder eine Wandfläche und
lassen so ein Bild entstehen.
Saadane Afif
Musik, Lyrik, Kunstgeschichte -
Saâdanes Objekte und Installationen füllen
den Raum mit Songtexten, Instrumenten und Licht. Sie
geben dem Raum Rhythmus und Struktur. Alles ist eins
- ästhetisch vereint.

Michael Kalki
Fragmente ergeben ein Ganzes. Kollagenartig
fügen sich Michael Kalkis Bilder zusammen. Unterschiedliche
Szenerien, Perspektiven bilden eine Einheit. Was schräg
wirkt, bleibt dennoch ernst. Jedem Betrachter erzählen
die Fragmente eine ganz eigene Geschichte. Welche? Darüber
sollte man sich austauschen.

John Isaacs
Photos, Plastiken, Videos, Malerei.
Zum Beispiel: Thecyclinicaldevelopmentofstasis: 8 min
loopdvd. Was sieht man? Maschinen bei der Arbeit - Stichwort
Giganten, 1956. Die Bewegungen - einzigartig eingefangen
- reibungslos, geschmeidig, geradezu elegant. Was für
ein Auge! Chapeau!

Michel Comte
Michel Comte machte zunächst
eine Ausbildung als Restaurator, bevor er den Weg zur
Photographie einschlug. Sein Akt-Porträt der heutigen
First Lady Frankreichs, Carla Bruni, ging um die Welt
- Michels Arbeit ist gekennzeichnet von einer klaren
Eleganz und Ästhetik.

Igor Paasch
"Berlin hat ein Elite-Problem:
Es gibt nur Wichtigtuer, Karrieristen und Idioten, die
eine Pseudo-Elite gebildet haben." - "Wo sind
die, die könnten?" Das Leben, das ist Igors
Kunst und unser aller alltäglich Philosophie. Igors
Kunst erfasst den Puls Berlins, Deutschlands, mit Photo
oder Öl auf Leinwand und Type - ironisierend, wahrhaftig
und genial!
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